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Gesunde Ernährung seit 1953

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. ist eine unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft.

Nach ihrer Satzung ist sie dem Gemeinwohl und der Wissenschaft verpflichtet. Sie beschäftigt sich mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen und stellt Forschungsbedarf fest.

Am 4. November 1953 wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins gegründet.

Logo 70 Jahre DGE

Die 2020er Jahre

2024

  • bietet die DGE erstmals das Fortbildungszertifikat "Modularer Lehrgang zum „Hygienebeauftragte*r in der Gemeinschaftsverpflegung/DGE“ an

  • aktualisiert die DGE die Rahmenvereinbarung zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung/-therapie und Ernährungsbildung
  • veröffentlicht die DGE ihre neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (FBDG) für Deutschland  "Gut essen und trinken"
  • veröffentlicht die DGE die überarbeiteten Referenzwerte für Eisen, Phosphor und Fluorid

2023

  • veröffentlicht die DGE ihren Podcast "Wie wollen wir essen?"
  • startet die DGE eine öffentliche Kommentierung der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (FBDG)
  • erweitert die DGE ihre Social-Media-Präsenz und postet auf Facebook und Instagram
  • aktualisiert die DGE ihre DGE-Qualitätsstandards und benennt erstmals Kriterien für ein veganes Angebot im Bereich JOB&FIT

  • veröffentlicht die DGE einen Leitfaden für die praktische Umsetzung von Kostformen, der im klinischen Verpflegungsalltag unterstützt

  •  

    erscheinen vier Manuskripte der Protein-Leitlinie der DGE ("Welchen Einfluss haben Proteinmenge und -art auf die Knochengesundheit?", "Wie wirken hohe Proteinmengen auf die Nierengesundheit?", "Wie wirken hohe Proteinmengen auf das Risiko für Typ-2-Diabetes?, "Wie beeinflusst die Proteinzufuhr unser Gewicht?")

  •  

    entwickelt die DGE-Arbeitsgruppe „Personalisierte Ernährung (PE)“ ein flexibles System zur Personalisierten Ernährung
  • geht die DGE mit ihrer neuen Webseite moderner, benutzerfreundlich und übersichtlicher an den Start

  • feiert die DGE ihr 70-jähriges Jubiläum

2022

  • wird ein neues methodisches Vorgehen für die Erstellung der Protein-Leitlinie eingeführt
  • erscheint die DGE-Stellungnahme zur Einordnung der Planetary Health Diet. Die Planetary Health Diet und die DGE-Empfehlungen haben viele Gemeinsamkeiten
  • spricht sich die DGE in einem Positionspapier für die Stärkung der deutschen Ernährungsforschung aus

2021

  • veröffentlicht die DGE das "DGE-Positionspapier zur nachhaltigeren Ernährung" – Die Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Soziales und Tierwohl werden stärker berücksichtigt.
  • veröffentlicht die DGE die Fachinformation zum Zusammenhang von Vitamin D und COVID-19
  • startet die DGE ihre Social Media-Präsenz in LinkedIn

2020

  • wird der 14. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht
  • werden die DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung aktualisiert; mit dem Schwerpunkt auf Gesundheit und Nachhaltigkeit
  • gibt es die D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr der DGE, ÖGE und SGE seit 20 Jahren
  • werden die DGE-Beratungsstandards neu aufgelegt
  • gibt die DGE das Wissenschaftsmagazin „DGEwissen“ heraus

Die 2010er Jahre

2019

  • wird der Neue Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP) veröffentlicht
  • gibt es seit 50 Jahren den DGE-Ernährungsbericht und
  • seit 30 Jahren den DGE-Journalisten-Preis
  • gründet sich die Fachgruppe "Early Career Scientists"

2018

  • stellt die DGE Kriterien für eine vegetarische Menülinie vor
  • nimmt die AG Sporternährung der DGE ihre Arbeit auf
  • wird Kiran Virmani DGE-Geschäftsführerin
  • veröffentlichen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. , die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG) das gemeinsame Konsensuspapier "Quantitative Empfehlung zur maximalen Zuckerzufuhr in Deutschland"

2017

  • aktualisiert die DGE ihre "10 Regeln der DGE". Neben ernährungsphysiologischen Kriterien berücksichtigen die 10 Regeln nun auch präventive und nachhaltige Aspekte.
  • feiert der Lehrgang Ernährungsberater/DGE sein 60 jähriges Bestehen.
  • die DGE aktualisiert die Referenzwerte für Protein und unentbehrliche Aminosäuren
  • steigt die DGE in Social Media ein und startet ihren Twitter-Kanal

2016

  • veranstaltet die DGE die 12. Europäische Ernährungskonferenz (FENS)
  • veröffentlicht die DGE die "Stellungnahme Speisesalzzufuhr in Deutschland – Gesundheitliche Folgen und resultierende Handlungsempfehlungen"
  • veröffentlicht die DGE die DGE-Position „Vegane Ernährung“ 
  • wird die Arbeitsgemeinschaft "Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen" gegründet
  • wird der 13. DGE-Ernährungsbericht veröffentlicht

2015

  • gibt die DGE die evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr in 2. Version heraus

2014

  • stellt die DGE das Konzept der Energiedichte vor

2013

  • "DGExpert“ wird als Nährwertprogramm für die Beratungspraxis eingeführt

2012

  • wird das Fachmagazin "Annals of Nutrition and Metabolism" zum englischsprachigen Publikationsorgan der DGE

2011

 

 

  • wird die evidenzbasierte Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr erstmals herausgegeben
  • werden die Fachgruppen der DGE etabliert

 

 

 

Die 2000er Jahre

2007

 

 

  • erfolgt eine umfassende Satzungsänderung, mit Etablierung dreier Organe: Geschäftsführung, Wissenschaftliches Präsidium und Verwaltungsrat
  • die DGE hat fünf Referate: „Wissenschaft“, „Ernährungsberatung“, „Gemeinschaftsverpflegung“, „Öffentlichkeitsarbeit“ und „Fortbildung“
  • wird der erste DGE-Qualitätsstandard (für den Bereich Schule) herausgegeben

 

 

 

2006

  • wird die evidenzbasierte "Leitlinie zur Fettzufuhr" erstmals herausgegeben

2005

  • wird die Dreidimensionale DGE-Lebensmittelpyramide entwickelt

2002

 

 

  • startet das Projekt „FIT KID“ als erstes einer Reihe von Projekten zur Gemeinschaftsverpflegung

2001

  • fällt die DGE in die Zuständigkeit des neu konzipierten Ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

 

  • befindet sich der Sitz der DGE wieder in Bonn. Die Hauptgeschäftsstelle wird mit dem IED zusammengeführt

 

  • gibt die DGE den „mealus – Ernährungsorganizer“ heraus

2000

  • erscheinen die "D-A-CH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ – gemeinsam in Kooperation mit Österreich und der Schweiz

Die 1990er Jahre

1997

 

 

  • werden die DGE-Beratungsstandards erstmals veröffentlicht

 

 

 

1996

 

 

  • veröffentlicht die DGE Ernährungsinformationen im Internet
  • erscheint das „Curriculum Ernährungsberatung DGE“
  • zertifiziert die DGE erstmals einen Betrieb aus dem Bereich „Essen auf Rädern“ mit dem DGE-Logo

 

 

 

1994

 

 

  • gibt die DGE ihre erste Ernährungssoftware „DGE-PC“ heraus

 

 

 

1993

 

 

  • gründen Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen DGE-Sektionen

 

 

 

1990

  • löst sich im Zuge der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten die Gesellschaft für Ernährung der DDR (GfE) auf. Viele ihrer ehemaligen Mitglieder treten der DGE bei; GfE-Wissenschaftler*innen werden in das Präsidium der DGE kooptiert oder in das Kuratorium der DGE gewählt.

 

  • wird erstmals der Journalisten-Preis verliehen

 

  • wird die Funktion des/der Wissenschaftlichen Leiter*in etabliert

1992

  • entsteht der Slogan: “Der Wissenschaft verpflichtet - Ihr Partner für Essen und Trinken“

 

  • strukturiert sich die DGE neu. Ein duales Leitungsprinzip in der Geschäftsführung wird eingeführt. Der/die Wissenschaftliche Leiter*in ist Sprecher*in der Geschäftsführung. Ihm/Ihr obliegt es, die fachlichen Aufgaben der DGE zu initiieren, koordinieren und fachlich zu vertreten. Der/Die Verwaltungsleiter*in, zuständig für Finanzen, Personalwesen und organisatorische Belange wird zweites Mitglied der Geschäftsführung.

 

  • gründen Sachsen und Brandenburg DGE-Sektionen

1991

 

 

  • wird das Logo der DGE überarbeitet und modernisiert. Bis heute besteht es aus einer dreiblättrigen Pflanze in einem quadratischen Rahmen.

 

 

 

Die 1980er Jahre

1989

 

 

  • entsteht in Baden-Württemberg eine DGE-Sektion

 

 

 

1988

 

 

  • wird das FIED in „Institut für Ernährungsberatung und Diätetik“ (IED) umbenannt

 

 

 

1986

  • erscheint der „Informationsdienst Ernährungsberatungsdienst Haushalt und Heime“ als Vorgänger von "DGEinfo" als frei erhältliches Informationsorgan der DGE

 

  • veröffentlicht die DGE erstmals eine professionell produzierte Broschüre (mit Expert*innengruppe, externe*r Autor*in, Fotoshooting, Agenturgestaltung) mit dem Titel „top fit – Ernährungstips für junge Leute“. Damit tritt sie in das Zeitalter moderner Broschürenproduktion ein.

1984

  • verleiht die DGE erstmalig den Hans-Adolf-Krebs-Preis

 

  • wird in Hessen eine DGE-Sektion gegründet

1982

 

 

  • entsteht in Niedersachsen eine DGE-Sektion

 

 

 

1981

  • verleiht die DGE erstmalig den Hans-Adolf-Krebs-Preis

1980

  • verleiht die DGE den Max-Rubner-Preis erstmals

Die 1970er Jahre

1979

 

 

  • wird die Sektion Saarland gegründet
  • erscheint das Gewichtsreduktions-Programm „ICH nehme ab“

 

 

 

1977

 

 

  • wird die „Stiftung zur Förderung der DGE“ gegründet, mit dem Ziel, die Tätigkeit der DGE zu unterstützen (z.B. durch wissenschaftliche Tagungen/Publikationen).
  • wird die Sektion Bremen gegründet

 

 

 

1976

  • richtet die DGE die 2. Europäische Ernährungskonferenz (FENS) in München aus

 

  • findet das erste DGE-Journalist*innenseminar in Wiesbaden statt

1972

  • seitdem gibt die DGE alle vier Jahre den „DGE-Ernährungsbericht“ heraus

 

  • wird der geschäftsführende Vorstand in ein Präsidium umgebildet. Ein Kuratorium wird eingerichtet

Die 1960er Jahre

Erstmalig gibt sich die DGE ein Emblem, das aus einer Pflanze, in deren Blättern jeweils ein Buchstabe der DGE eingetragen ist, besteht. Kreisförmig wird es vom Schriftzug „Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.“ umrahmt. Seit den 1960er Jahren erscheint der „Rundbrief Ernährungsberater DGE“, der Vorläufer des „DGEinfo“ und des "Wissenschaftsmagazin DGEwissen" als internes Informationsorgan.

1969

  • legt die DGE im Auftrag des BMG und des BML erstmals den Ernährungsbericht vor. Er analysiert und stellt den Ernährungszustand der deutschen Bevölkerung fest. 

1966

  • richtet die DGE den „VII. Internationalen Welternährungskongress“ in Hamburg mit 2100 Teilnehmer*innen aus 81 Ländern aus

1964

1963

  • wird erstmals die Carl-von-Voit-Medaille verliehen

1962

  • gründet das Land Berlin eine DGE-Sektion

 

  • geht die Zuständigkeit für die DGE auf das Bundesministerium für Gesundheitswesen (BMG) über. Die Ernährungsprobleme haben sich zunehmend auf den gesundheitlichen Sektor verschoben.

Die 1950er Jahre

Am 4. November 1953 wird die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bad Neuenahr gegründet. Sie entsteht aus sieben Fachgesellschaften (Arbeitsgemeinschaft ernährungswissenschaftlicher Institute, Berliner Komitee für Ernährungsfragen, Deutsches Gesundheitsmuseum, Deutscher Gesundheits-, Prüfungs- und Beratungsdienst, Gemeinnützige Gesellschaft zur Verbreitung von Ernährungswissen, Gesellschaft für Ernährungsbiologie und Interessengemeinschaft für Ernährung), die sich mit den Themen Ernährung und Gesundheit beschäftigten. Diese Fachgesellschaften wurden korporative Mitglieder; ihre Vorsitzenden Mitglieder des Vorstands der DGE. Wilhelm Heupke wird zum ersten Präsidenten gewählt.  

  • In der Anfangszeit der Gesellschaft war das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML) zuständig, da die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln im Fokus stand.
  • Die ersten beiden Abteilungen „Krankenernährung“ und „Allgemeinernährung“ wurden um die Abteilung „Wissenschaft“ ergänzt.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung im Nationalsozialismus

1935 wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF) im Reichgesundheitsamt in Berlin durch Hans Reiter (1) gegründet. Sie setzte sich im Wesentlichen aus der „Abteilung N“ (Ernährungsphysiologie) des Reichsgesundheitsamts, in der neben Mediziner*innen, Chemiker*innen und Landwirt*innen arbeiteten, zusammen. Die DGEF war als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen organisiert. Mediziner*innen, Chemiker*innen, Pharmakolog*innen, Landwirt*innen, Volkswirt*innen und Statistiker*innen verfolgten hier vor allem die Ziele der nationalsozialistischen Ernährungspolitik. Sie setzten alle Vorgaben der NS-Ideologie im Bereich der Ernährungswissenschaften um - die rassistischen und antisemitischen inbegriffen. 

Ziel und Schwerpunkte

Das wichtigste Ziel war es, die Zusammenhänge von Arbeit und Ernährung zu erforschen. Schwerpunkte waren die Frage des Bedarfs bei unterschiedlicher Arbeitsbeanspruchung, die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln, regionale Unterschiede in der Ernährung, Ernährungstherapie und die Gemeinschaftsverpflegung (vgl. Ulrike Thoms: Einbruch, Aufbruch, Durchbruch? Strukturen und Netzwerke der deutschen Ernährungsforschung vor und nach 1945. In: Rüdiger vom Bruch und Uta Gerhardt (Hg.): Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Wissenschaftsgeschichte, Stuttgart 2006, S. 115).

Das Volksganze stand im Vordergrund; das Individuum und seine Lebensqualität traten dabei zurück. In ihrer Struktur und inhaltlichen Ausrichtung war die DGEF eine „gleichgeschaltete“ Fachgesellschaft, die die ideologischen und politischen Strategien des nationalsozialistischen Regimes wissenschaftlich stützte und zu deren Realisierung beitrug (DOI 10.4455/eu.2016.050).

Das Publikationsorgan der DGEF war die Zeitschrift „Die Ernährung“. Sie sollte “das gesamte Ernährungswesen in Forschung, Lehre und Praxis“ wiederspiegeln, wie es im Untertitel der Zeitschrift hieß.

Zu Zwecken der Kriegsvorbereitungen forschte die DGEF daran, Deutschland im Bereich der Nährstoffversorgung unabhängig von Einfuhren aus dem Ausland zu machen. Nach Ende des 2. Weltkrieges stellte sie ihre Aktivitäten ein.

Vorgängerorganisation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.

Da die DGEF während des Nationalsozialismus die Ernährungswissenschaft vertrat, ist sie als Vorgängerorganisation der DGE anzusehen. Die DGE, “…verurteilt, dass sich ihre Vorgängerin… vom Nationalsozialismus instrumentalisieren ließ und als willfähriger Helfer in der Umsetzung einer verbrecherischen Ideologie agierte“… „Die DGE bedauert, dass personelle und inhaltliche Kontinuitäten bei ihrer Gründung nicht thematisiert und kritisch reflektiert wurden. Die kritische Betrachtung der Rolle der Ernährungswissenschaft im nationalsozialistischen Deutschland ist auch heute noch nötig; sie darf nicht in Vergessenheit geraten.“(DOI 10.4455/eu.2016.050)

(1) Hans Reiter (1881-1969) leitet das Reichsgesundheitsamt und war Präsident der Reichsarbeitsgemeinschaft für Volksernährung. Er wurde zusätzlich als Präsident und Vorsitzender der DGEF eingesetzt. Reiter war Mitglied der SS und wurde nach dem Krieg für Kriegsverbrechen verurteilt.

Die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Ernährungswissenschaft durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF, 1935-1945) vertreten, die somit als Vorgängerorganisation der Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. anzusehen ist. Deshalb ist für die DGE ein historischer Blick auf die Aufgaben und Aktivitäten der DGEF unverzichtbar.

1952 fordert die International Union of Nutritional Sciences (IUNS) Deutschland auf, eine repräsentative, unabhängige und wissenschaftlich arbeitende Vertretung der deutschen Ernährungswissenschaft zu gründen und ihr beizutreten. Mehrere deutsche Vertreter*innen aus Ernährung, Medizin und Landwirtschaft, unter ihnen Heinrich Kraut, fuhren 1953 auf eine dreimonatige Studienreise in die Vereinigten Staaten, die einen weiteren Impuls für die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. gab.

Die DGE wurde am 4. November 1953 nach dem Vorbild amerikanischer Gesellschaften als gemeinnütziger Verein gegründet, wobei ein Bezug zur nationalsozialistischen Vorgängerorganisation DGEF (siehe DOI 10.4455/eu.2016.050) nicht thematisiert wurde. 

Die ersten DGE-Präsidenten

Die drei ersten Präsidenten der DGE, Wilhelm Heupke (1953-1954), Erich Grafe (1954-1956) und Heinrich Kraut (1956-1958), hatten sich bereits in der Zeit des Nationalsozialismus mit Ernährungsfragen befasst. Alle drei traten 1937 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei. Vor allem Heupke und Kraut arbeiteten mit der nationalsozialistischen Regierung zusammen. 

1953 bis 1954

Wilhelm Heupke

Wilhelm Heupke trat 1934 dem Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund, auch „NS-Dozentenbund“ und der Sturmabteilung (SA), der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP, bei. 1937 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). 

Im Jahre 1941 wurde er Abteilungsleiter des wehr- und kriegswichtigen „Institut für Kochwissenschaft“ in Frankfurt/Main.

1954 bis 1956

Erich Grafe

Erich Grafe

Erich Grafe, seit 1933 Fördermitglied der "Schutzstaffel" (kurz: SS), trat 1935 in die Sturmabteilung (SA) – der paramilitärischen Kampforganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) – ein. Im Jahr 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.

Erich Grafe arbeitete bis 1945 als Ordinarius für Innere Medizin und ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg. 

1956 bis 1958

Heinrich Kraut

Heinrich Kraut, Gründer der DGE, trat 1937 der NSDAP bei und beriet das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Er entwickelte im 2. Weltkrieg die „Kraut´schen Normen“, die als „Rationssätze für verschiedene Bevölkerungsgruppen“ bekannt geworden sind. Dafür wurde ihm im Jahr 1943 das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse verliehen (Marc Buggeln, Michele Wildt (Hrsg.): "Arbeit im Nationalsozialismus" aus Irene Raehlmann: "Forschungen des Kaiser Wilhelm Institutes für Arbeitsphysiologie im Nationalsozialismus." 2014, S. 130).

Kraut leitete zur NS-Zeit Versuchsreihen zum Energiebedarf an Strafgefangenen und Zwangsarbeiter*innen. Im Nürnberger Prozess 1948 sagte er als Gutachter für den IG Farben und Flick Konzern eidesstattlich aus, dass die Ernährungsgrundlage der KZ-Häftlinge in Ausschwitz ausreichend gewesen sei. Dies widersprach der Wahrheit. 

Die Präsident*innen der DGE

  • Wilhelm Heupke (1953-1954)
  • Erich Grafe (1954-1956)
  • Heinrich Kraut (1956-1958)
  • Joachim Kühnau (1958-1960)
  • Robert Ammon (1960-1964)
  • Joseph Schormüller (1964-1968)
  • Rudolf Pannhorst (1968-1972)
  • Günther Siebert (1972-1974)
  • Alfons Fricker (1974-1976)
  • Nepomuk Zöllner (1976-1978) 
  • Hans J. Bielig (1978-1982)
  • Erich Menden (1982-1986)
  • Günter Schlierf (1986-1990)
  • Volker Pudel (1992-1994)
  • Günther Wolfram (drei Amtsperioden: 1990-1992, 1994-1998)
  • Helmut F. Erbersdobler (1998-2003)
  • Peter Stehle (2004-2010)
  • Helmut Heseker (2010-2016)
  • Ulrike Arens-Azevêdo (2016-2019)
  • Prof. Dr. Jakob Linseisen (2019-2022)
  • Prof. Dr. Bernhard Watzl (seit 2022)

Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (Hrsg.): 50 Jahre DGE – Ernährungswissen im Wandel der Zeit, 1. Auflage 2003