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Diäten und Fasten

Entgiftungsdiäten

Das Ziel sogenannter „Entgiftungsdiäten" liegt in einer Reinigung und Entgiftung des Körpers. Dieser soll während einer Entgiftungsdiät von möglichen unerwünschten Stoffen wie Chemikalien und Schadstoffen befreit werden. In jüngster Zeit sind Entgiftungsdiäten vor allem in Form von Detox-Diäten wieder in Mode gekommen.

Anhänger der Detox-Diäten sind der Meinung, dass heutzutage so viele Gifte und Schadstoffe aufgenommen werden, dass der Körper sie nicht mehr vollständig ausscheiden kann. Diese unerwünschten Stoffe sollen sich dann als sogenannte „Schlacken" in Organen und im Bindegewebe ablagern. Als Ursachen werden neben einer ungesunden Ernährung mit Zusatzstoffen und viel Fett und Zucker auch Nikotin, Alkohol, Umweltgifte und Stress vermutet. Regelmäßig durchgeführte Detox-Kuren sollen Haut, Lymphsystem sowie Darm und innere Organe von Giftstoffen befreien und reinigen.

Ablauf einer Entgiftungsdiät

In der Regel ist eine Entgiftungs-Kur eine reine Saftkur, die über einige Tage durchgeführt wird. Eine Entgiftungs- oder Detox-Diät entspricht in etwa dem Basenfasten (säurebildende Lebensmittel werden gemieden, Basenbildner bevorzugt). Zunächst erfolgt in der Regel durch spezielle Tabletten oder Kapseln eine Darmentleerung, die bei den Detox-Anhängern auch als „Colon Cleansing" bezeichnet wird. Dazu können verschiedene ergänzende Produkten erworben werden (z. B. Colon Ex in Kombination mit Acai Beeren-Kapseln), die reinigende und entgiftende Substanzen enthalten, die Verdauung fördern, das Darmmilieu positiv verändern und die Wirkung der Diät unterstützen sollen.

An den folgenden Safttagen werden neben viel Wasser und Kräutertee nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken. So sollen Stoffwechsel und Verdauung angeregt werden. Im Anschluss an die Safttage wird eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen, die ausschließlich aus Obst und Gemüse oder Rohkostsäften besteht. Feste Lebensmittel werden in Anlehnung an eine Fastenkur erst langsam wieder zugeführt.

Entgiftungs-Diäten können durch begleitende Anwendungen wie Massagen und Bäder ergänzt werden. Zusätzlich sollen Saunagänge, Yogaübungen und lange Spaziergänge an der frischen Luft die entgiftende Wirkung verstärken. In letzter Zeit auch in Mode gekommen sind die sogenannten Detox-Parties, bei denen nach Detox-Vorgaben und mit speziellen Detox-Säften gefeiert wird. Teilweise beinhalten diese Partys auch spezielle Bewegungseinheiten (Workouts).

Im Internet und auf dem Buchmarkt sind viele verschiedene Varianten von Entgiftungsdiäten zu finden, die mit einer breiten Palette an gesundheitsfördernden Wirkungen beworben werden. Sie sollen Hilfe bei Stress bieten, die Reizbarkeit senken sowie das Immunsystem stärken. Die einzelnen Empfehlungen sind vielfältig und unübersichtlich. So wird teilweise zum Trinken von destilliertem Wasser, zu speziellen Entgiftungstabletten und Nahrungsergänzungsmitteln sowie Detox-Fußpflastern geraten.

Beispiele für Entgiftungsdiäten:

  • Master Cleanse-Entgiftungsdiät (auch Zitronensaft-Diät): Dies ist die bekannteste Entgiftungsdiät. Sie enthält eine Mischung aus Cayennepfeffer, Zitronensaft, Ahorn-Sirup und Wasser. Dieses Getränk wird immer bei aufkommendem Hungergefühl getrunken. Die Master Cleanse-Diät wird maximal über 10 Tage durchgeführt.
  • Juice Fast-Diät (Saftfasten): Hierbei stehen Säfte aus Obst und Gemüse auf dem Speiseplan.
  • Mono Fruit-Entgiftungsdiät: Bei dieser Diätform wird ausschließlich der Saft einer Obstsorte verzehrt.
  • Rohkost-Entgiftungsdiät: Bei diesem Entgiftungskonzept steht nur Rohkost auf dem Speiseplan.
  • Halleluja-Diät: Abwandlung der Rohkost-Entgiftungsdiät. Verzehr von 85 % Rohkost und 15 % gekochten Lebensmitteln (letztere nur abends). Auf Frühstück wird verzichtet, stattdessen gibt es spezielle Gemüsesäfte. Trinkwasser soll destilliert sein, zudem werden verschiedene Nahrungsergänzungsmittel empfohlen.
  • Diuretikum-Diät: Hier steht der Verzehr von Spargel, Artischocken, Sellerie, Löwenzahn, Wacholderbeeren, Melonen, Petersilie und Kresse im Vordergrund.
     

Dauer und Häufigkeit

Hierzu gibt es keine festen Angaben. Einige Anhänger legen jede Woche einen Detox-Tag ein, andere führen jährlich eine oder zwei Wochen als Kur durch.

Entgiftungsdiäten - ein Überblick über die wissenschaftliche Studienlage

Insgesamt liegen keine aussagekräftigen Humanstudien vor, die die Effektivität von Detox-Diäten untersuchen. Das zeigt auch die Übersichtsarbeit zweier Wissenschaftler, wonach die Wirkungen von Detox-Kuren nicht bewiesen sind und klinische Humanstudien zu dieser Thematik fehlen (Klein und Kiat 2015).

Lediglich in einer einzigen Humanstudie wurde untersucht, ob ein spezielles Detox-Programm, das sogenannte lemon detox program (Zitronensaft-Diät) zu einer Reduzierung von Körpergewicht, Fettmasse, niedrigeren Insulinwerten und anderen Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten (Serum-Adipokine) führen kann. Dazu wurden 84 übergewichtige koreanische Frauen in 3 Gruppen eingeteilt. Sie erhielten entweder eine sogenannte lemon detox-Diät über 7 Tage oder eine Saft-Diät oder keine Energierestriktion (Kontrollgruppe). Danach erfolgte über 4 Tage der Übergang zu fester Nahrung.

Veränderungen in Körpergewicht, Body Mass Index (BMI), Körperfettanteil und Hüft-Taille-Umfang waren bei Personen aus der lemon detox-Gruppe und der Saft-Diät signifikant größer als in der Kontrollgruppe. Konzentrationen an Seruminsulin, Leptin und Adiponektin sowie Scores für die Insulinresistenz sanken ebenfalls nur in diesen beiden Gruppen. Unter der lemon detox-Diät waren auch die Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP) reduziert. Konzentrationen von Hämoglobin und Hämatokrit blieben nur unter der lemon detox-Diät stabil, während sie in den anderen beiden Gruppen sanken.

Die lemon detox-Diät scheint laut den Autoren sowohl Körperfettgehalt als auch Insulinresistenz durch kalorische Restriktion zu reduzieren und sich ohne hämatologische Veränderungen positiv auf Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten auszuwirken (Kim et al. 2015).

Eine aktuelle Übersichtsarbeit hat kürzlich verschiedene Diäten (u. a. Detox-Diäten, Paleo-Diät, intermittierendes Fasten) hinsichtlich ihrer Effektivität und ihres Risikos untersucht. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass bei allen hier untersuchten Diäten lediglich die Energierestriktion für die Gewichtsabnahme verantwortlich ist, dass aber vor allem die Studienlage insgesamt sehr schwach und wenig aussagekräftig ist, um weitere Schlussfolgerungen abzuleiten (Obert et al. 2017).

Fazit und ernährungswissenschaftliche Bewertung

Eine Reinigung des Körpers von Schadstoffen ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht nötig, zumal es keine Aussage dazu gibt, um welche Gifte oder Schadstoffe es sich dabei genau handelt, und auch nicht darüber wie diese dann abgebaut werden sollen. Ein gesunder menschlicher Körper kann sich selbst „reinigen", indem er unerwünschte Stoffe über Leber, Nieren, Darm, Haut und die Atmung ausscheidet (Wipplinger et al. 2017). Anders sieht es bei „echten" Vergiftungen etwa durch die versehentliche Einnahme von Medikamenten oder Tabak aus, wobei entsprechende medizinische Maßnahmen (z. B. die Gabe eines Gegengifts) ergriffen werden müssen. Eine Saftkur ist in diesen Fällen jedoch nicht hilfreich.

Auch wenn die Theorie der säure- und basenbildenden Lebensmittel wissenschaftlich nicht belegt ist, ist eine Erhöhung des Gemüse- und Obstverzehrs aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu begrüßen. Bei der Zufuhr von Gemüse und Obst in Form von Saft oder Smoothie gilt es allerdings zu bedenken, dass diese in ihrer flüssigen Form zwar Energie liefern, aber kaum sättigen. Zudem werden dem Körper auf diese Weise nur wenige Ballaststoffe zugeführt.

Möglicherweise kann eine Detox-Kur einen Einstieg in eine Änderung des Essverhaltens darstellen, sollte aber nicht ohne ärztliche Aufsicht erfolgen. Auf Dauer kann eine strenge Detox-Diät zu einem Nährstoffmangel etwa an Protein und Fett führen. Hierbei ist auch zu bedenken, dass ein sehr rigides Essverhalten mit extrem niedriger Protein- und Energiezufuhr die Gefahr von Essstörungen erhöhen kann.

Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten keine Entgiftungs-Kur durchführen. Personen, die Medikamente einnehmen, wird geraten, ärztlichen Rat einzuholen.

Für die Wirkung sogenannter Entgiftungs- oder Detox-Diäten fehlen bisher wissenschaftliche Nachweise. Inwiefern durch eine solche Diät der Stoffwechsel angeregt wird, ist fraglich. Der schnelle Gewichtsverlust ist sehr wahrscheinlich alleine auf die Energierestriktion zurückzuführen.

Dazu kommt, dass der kurze Zeitraum, in dem die Detox-Diät durchgeführt wird, vor allem auf einer Abnahme von Wasser und nicht von Körperfett beruht. Ebenso wie bei verschiedenen Fastenmethoden kann die restriktive Energiezufuhr dazu führen, dass der Grundumsatz gesenkt wird, was wiederum den Jojo-Effekt begünstigen kann.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Entgiftungsdiäten, Schlank im Schlaf-Diät, HCG-Diät – ein Überblick. DGEinfo (3/2018) 39-45