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Mangelernährung

Malnutrition diagnostizieren und therapieren

  • Mangelernährung kann patient*innenbedingt, strukturbedingt und organisatorisch entstehen.
  • Mangelernährung beeinträchtigt die Lebensqualität und geht mit einer ungünstigeren klinischen Prognose einher.
  • Mangelernährung kann mit verschiedenen Screeningtools diagnostiziert werden.
  • Mangelernährung sollte von einem multiprofessionellen Team nach einem Stufenplan therapiert werden.

Wie entsteht Mangelernährung?

Mangelernährung entsteht meist aufgrund unterschiedlicher Faktoren. Patient*innenbedingte Faktoren liegen vor, wenn der Nährstoffbedarf nicht gedeckt wird oder die Verstoffwechselung von Nährstoffen gestört ist. Organisatorische und strukturbedingte Faktoren sind in den Abläufen oder in der Speiseversorgung begründet. Das kann beispielweise ein fehlendes Ernährungsscreening oder eine mangelnde Bereitstellung energie- und proteinreicher Speisen sein.

Wie zeigt sich Mangelernährung?

Symptome zeigen sich zeitverzögert, da ein Mangel zunächst mithilfe der körpereigenen Speicher für Protein, Vitamine bzw. Mineralstoffe kompensiert wird. Sind die Körper- und Gewebereserven erschöpft, kommt es zunächst zu Störungen in Funktion und Mikrostruktur von Geweben, später zu sichtbaren strukturellen Veränderungen. Erst bei einem ausgeprägten Mangel treten nährstoffspezifische klinische Symptome auf. In frühen Stadien zeigt sich Mangelernährung häufig unspezifisch durch Blässe, Schwäche oder Leistungsminderung. Die Lebensqualität von Patient*innen ist durchaus erheblich beeinträchtigt.

Das Leitsymptom einer Mangelernährung ist ein ungewollter Gewichtsverlust, der auf eine negative Energiebilanz hinweist. Fett- und/oder Muskelmasse werden abgebaut. Ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent des Körpergewichts ist mit einer ungünstigen klinischen Prognose assoziiert.

Wie kann Mangelernährung diagnostiziert werden?

Die Erfassung des Ernährungszustandes durch ein Ernährungsscreening sollte Bestandteil jeder medizinischen Untersuchung sein. Unter Screening versteht man eine Reihenuntersuchung, die mittels schneller und einfacher Methodik bei allen Personen zum Zeitpunkt des Praxisbesuches oder der Aufnahme in ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung durchgeführt wird. Sie kann in regelmäßigen Zeitabständen wiederholt werden.

Es existiert kein Goldstandard, der alle Aspekte der Mangelernährung gleichermaßen erfasst. Deshalb werden unterschiedliche Screeningtools eingesetzt, um ein mangelernährungsbedingtes Risiko oder eine bereits vorliegende Mangelernährung rechtzeitig zu erkennen und diese Patient*innen einer adäquaten Ernährungstherapie zuzuführen.

Krankenschwester füttert Seniorin mit einem Löffel

Speisenversorgung ist ein Faktor bei der Entstehung und Therapie von Mangelernährung.

Wie wird Mangelernährung therapiert?

Idealerweise wird Mangelernährung in einem multiprofessionellen Team behandelt, nachdem ärztlicherseits die Indikation für eine Ernährungstherapie gestellt wurde. Ziel ist es, anhand eines Stufenplans die bestehenden Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitsdefizite auszugleichen bzw. durch eine über dem üblichen Bedarf liegende Energie- und Proteinzufuhr Körpersubstanz aufzubauen.

An erster Stelle steht die orale Ernährung, die bei Bedarf mit Energie und Protein angereichert werden kann. Ist dies nicht ausreichend, kann auf Trinknahrung – auch zusätzlich – und enterale Ernährung zurückgegriffen werden. Ist der Gastrointestinaltrakt nicht funktionsfähig, besteht als letzte Stufe die Möglichkeit zur parenteralen Ernährung. Die Durchführung der oralen Ernährung ist im „Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis“ (LEKuP) detailliert für die unterschiedlichen Krankheitsbilder inklusive dem Vorgehen bei Mangelernährung beschrieben.