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Presseinformation

Kuhmilch und pflanzliche Milchalternativen – neues DGE-Positionspapier

In den Supermarktregalen stehen sie Seite an Seite: klassische Milchprodukte und eine immer größere Auswahl an Pflanzendrinks. Während der Konsum von Kuhmilch kontinuierlich sinkt, greifen immer mehr Menschen zu pflanzlichen Milchalternativen aus Soja, Hafer, Mandel, Reis oder Erbsen. Doch wie schneiden sie in Sachen Nährwerte, Gesundheit und Nachhaltigkeit ab?
Milch- und Milchalternativen in Gläser gefüllt

© happy_lark – stock.adobe.com

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) beleuchtet in ihrem aktuellen Positionspapier genau das. Sie vergleicht Milch und daraus hergestellte Produkte mit pflanzlichen Milchalternativen und leitet für die Auswahl und den Verzehr pflanzlicher Milchalternativen Handlungsempfehlungen ab. Ziel des DGE-Positionspapiers ist es, pflanzliche Milchalternativen und Kuhmilch im Hinblick auf die Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung einzuordnen. Dabei berücksichtigt die DGE primär die Dimensionen Gesundheit und Umwelt.

DGE empfiehlt Kuhmilch(-produkte)

Kuhmilch und Milchprodukte wie Joghurt, Quark und Käse sind ein häufiger Bestandteil in der täglichen Ernährung in Deutschland. Sie liefern essenzielle Nährstoffe wie Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12. Zudem deuten epidemiologische Daten darauf hin, dass der Verzehr von Milch(-produkten) mit einem geringeren Risiko für verschiedene Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Adipositas und Typ-2-Diabetes einhergeht. Daher empfiehlt die DGE täglich Milch und Milchprodukte zu verzehren. Für Erwachsene sind das etwa 2 Portionen am Tag. Eine Portion kann beispielsweise 1 Glas Milch, 1 Becher Naturjoghurt oder 1 Scheibe Käse sein.

Wann sind pflanzliche Milchalternativen sinnvoll?

Für Personen, die weniger oder keine Kuhmilch konsumieren als empfohlen, oder bei einem höheren Verzehr, befürwortet die DGE pflanzliche Milchalternativen. Indem sie das Angebot an pflanzlichen Lebensmitteln vergrößern, können sie bei der Umsetzung einer pflanzenbetonten Ernährung helfen. Dies trägt zur Verringerung der ernährungsinduzierten Umweltbelastungen bei. Die Vielfalt bei pflanzlichen Milchalternativen sowie fehlende epidemiologische Daten aus Langzeitstudien machen allgemeine Aussagen über ihren gesundheitlichen Nutzen schwierig. Allerdings sind pflanzliche Milchalternativen ohne Anreicherung mit verschiedenen Nährstoffen ernährungsphysiologisch nicht mit Milch gleichzusetzen. Personen, die wenig oder keine Kuhmilch verzehren, sollten auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Jod sowie – insbesondere bei einer vegetarischen bzw. veganen Ernährung – Vitamin B2 und Vitamin B12 achten. Alternativ ist es wichtig, den Bedarf an diesen Nährstoffen über andere Lebensmittel oder Nährstoffpräparate zu decken.

Welche Nährstoffe enthalten Pflanzendrinks – und welche nicht?

Während Milch(-produkte) in Deutschland wesentlich zur Zufuhr von Calcium, Jod, Vitamin B2 und Vitamin B12 beitragen, sind diese Nährstoffe in pflanzlichen Milchalternativen ohne Anreicherung kaum enthalten. Das Nährstoffprofil der Pflanzendrinks unterscheidet sich nicht nur deutlich von Kuhmilch, sondern auch untereinander. Zudem sind Produktentwicklungen und -veränderungen in diesem Marktsegment stark ausgeprägt. Je nach Rohstoff und Zusätzen wie Öl und Zucker unterscheiden sich der Energiegehalt sowie die Anteile an den energieliefernden Nährstoffen von pflanzlichen Milchalternativen. Der Kohlenhydrat- und Zuckergehalt ist bei pflanzlichen Milchalternativen aus Hülsenfrüchten sowie Nüssen und Samen in der Regel geringer als bei Kuhmilch. Die Drinks aus Getreide enthalten mehr Kohlenhydrate. Der Proteingehalt pflanzlicher Milchalternativen ist meist geringer als der von Kuhmilch. Produkte aus Hülsenfrüchten, vor allem aus Soja, ähneln Kuhmilch häufig in Proteingehalt sowie ‑qualität. Der Fettgehalt in pflanzlichen Milchalternativen ist sehr unterschiedlich. Vor allem Pflanzendrinks aus Samen und Nüssen enthalten mehr ungesättigte Fettsäuren als Kuhmilch. Pflanzliche Milchalternativen enthalten gegenüber Kuhmilch weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterin. Der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen in pflanzlichen Milchalternativen unterscheidet sich stark und ist davon abhängig, ob die Produkte damit angereichert wurden. Zudem enthalten pflanzliche Milchalternativen teilweise gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe. Ausgehend von den in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten kann der vollständige oder teilweise Ersatz von Kuhmilch(-produkten) durch pflanzliche Milchalternativen ohne angemessene Substitution bzw. einen entsprechenden Ausgleich zu Nährstoffdefiziten führen. Entscheidend dafür ist die gesamte Lebensmittelauswahl.

Nachhaltigkeit: Kuhmilch und pflanzliche Alternativen

Ein Unterschied zwischen Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen sind die Umweltauswirkungen. Die Produktion tierischer Lebensmittel belastet die Umwelt stark. Im Vergleich zu Kuhmilch verursachen pflanzliche Milchalternativen durchschnittlich weniger Treibhausgasemissionen, verbrauchen weniger Wasser und beanspruchen weniger Land. Die Werte für die Umweltwirkungen von Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen schwanken allerdings stark. Für eine umfassende Bewertung der Umweltbelastung durch Lebensmittel ist es wichtig, Indikatoren für verschiedene Umweltaspekte in die Bewertung einzubeziehen. Es fehlen jedoch häufig Daten, sodass nicht alle Produkte in Bezug auf alle Umweltindikatoren miteinander verglichen werden können. Daher sind allgemeingültige Aussagen kaum möglich. Neben positiven Effekten auf die Umwelt ist der Verzicht auf tierische Lebensmittel aus ethischen Gründen ein zentrales Motiv für den Verzehr von pflanzlichen Milchalternativen. Für die soziale Dimension einer nachhaltigeren Ernährung sind u. a. die Arbeitsbedingungen bei der Erzeugung der Rohstoffe zu berücksichtigen.

Für alle, die Kuhmilch ganz oder teilweise durch pflanzliche Milchalternativen ersetzen, gibt die DGE konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Für die ausreichende Versorgung mit Calcium, Jod sowie, besonders bei vegetarischer und veganer Ernährung, mit Vitamin B2 und B12, pflanzliche Milchalternativen wählen, die mit diesen Nährstoffen angereichert sind. Bio-Produkte dürfen aus rechtlichen Gründen nicht angereichert werden.
  • Bei nicht oder nur teilweise angereicherten Produkten auf die Zufuhr von Calcium, Jod, Vitamin B2 und B12 durch andere Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel achten. Qualifizierte Ernährungsfachkräfte können dabei unterstützen.
  • Produkte ohne Zuckerzusatz bevorzugen. Werden gesüßte Pflanzendrinks verwendet, sollte dies bei der Gesamtzuckerzufuhr berücksichtigt werden. Die Zufuhr freier Zucker sollte weniger als 10 % der täglichen Energiezufuhr ausmachen.
  • Bei bestehenden Erkrankungen, wie z. B. Lebensmittelallergien, die Inhaltsstoffe der pflanzlichen Milchalternativen genau prüfen.
  • Ein Blick auf die Zutatenliste gibt Aufschluss über die Anteile der Zutaten und zugesetzte Vitamine, Mineralstoffe und Zusatzstoffe.
  • Pflanzliche Milchalternativen schmecken unterschiedlich. Wer sie verwenden möchte, kann verschiedene Produkte ausprobieren. Um sich langsam an den Geschmack zu gewöhnen, kann man sie zunächst mit Kuhmilch mischen und das Mischungsverhältnis schrittweise anpassen.

Abbildung: Kuhmilch und pflanzliche Milchalternativen – worauf achten?

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