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Presseinformation

Erstes Methodenpapier zur mathematischen Optimierung von Ernährungsempfehlungen

Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen (FBDG) basieren zunehmend auf mathematischer Optimierung, um die komplexen Anforderungen einer gesunden und nachhaltigeren Ernährung abzubilden. Doch welche Entscheidungen stehen hinter den Modellen? Wie werden Lebensmittelgruppen festgelegt, und welchen Einfluss haben verschiedene Nährstoffziele und mathematische Funktionen auf die Optimierungsergebnisse?
Eine Weltkugel umgeben von Nachhaltigkeitssymbolen und dem Schriftzug „DGE“

Bildnachweis: istockphoto / slalomp, lkuvshina, Victor, appleuzl, 9comeback, YoungID, Alonzo Design, lushkik, Ratsanal

Die Entscheidungen über die Parameter solcher Optimierungsmodelle wurden bislang selten systematisch untersucht. Ein neues Methodenpapier „A methodological framework for deriving the German food-based dietary guidelines 2024: food groups, nutrient goals, and objective functions“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) liefert nun wertvolle Erkenntnisse zu diesen Fragen. „Besonders spannend ist, dass wir grundlegende Fragen aufgreifen, die wir in der Arbeitsgruppe Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen intensiv diskutiert haben“, erklärt Erstautorin Anne Carolin Schäfer, DGE-Referat Wissenschaft. „Im ersten Methodenpapier hatten wir drei zentrale Fragen im Blick: Wie können wir die Lebensmittelgruppen mit einem hierarchischen, europäischen Lebensmittelsystem festlegen? Wie wirken sich unterschiedliche Nährstoffziele auf die Optimierungsergebnisse aus? Und welche Auswirkungen hat die Wahl einer linearen oder quadratischen Funktion auf die Abweichung der optimierten Ernährungsweise von der beobachteten Ernährung?“ Ziel der Untersuchungen war es, fundierte Entscheidungen für die Modellierung zu ermöglichen und damit die Basis für präzise, wissenschaftlich gestützte Ernährungsempfehlungen zu schaffen.

12 Optimierungsmodelle im Vergleich

Das Methodenpapier beschreibt detailliert unterschiedliche Modellierungseinstellungen hinsichtlich der Auswahl der Zielfunktion, der Nährstoffziele und der Lebensmittelgruppen. Diese wurden in den Kontext anderer möglicher Modellierungsansätze gestellt, sodass Leser*innen die Hintergründe transparenter nachvollziehen und sich ein eigenes Bild machen können. Dafür wurden 12 Optimierungsmodelle untersucht, die Entscheidungsvariablen aus dem Lebensmittelklassifikationssystem FoodEx2 (Level 3) verwenden. Getestet wurden außerdem verschiedene mathematische Ansätze – darunter lineare und quadratische Funktionen sowie verschiedene Berechnungen zur Abweichung vom tatsächlichen Verzehr laut Nationaler Verzehrsstudie II (NVS II). Um die Nährstoffziele zu erreichen, wurden drei Varianten einbezogen: eine Variante, in der alle Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr inklusive der „Tolerable Upper Intake Level“ der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) berücksichtigt wurden, eine Variante, in der Nährstoffe mit eingeschränkter Datenqualität ausgeschlossen wurden sowie die letzte Variante, in der anstelle des Referenzwertes der durchschnittliche Bedarf verwendet wurde, wo zutreffend.

Neue Erkenntnisse für die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen

Mit den methodischen Untersuchungen liefert die Studie eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung wissenschaftlich fundierter Ernährungsempfehlungen und zeigt, wie unterschiedliche Modellierungsansätze die Ergebnisse beeinflussen können. Zudem bietet die Studie wichtige Einblicke für Forschende, die sich mit der Entwicklung lebensmittelbezogener Ernährungsempfehlungen (FBDG) befassen. Sie liefert praktische Erfahrungswerte zum Einsatz von Optimierungsmodellen und unterstützt damit die Ableitung fundierter Ernährungsempfehlungen.

Basierend auf dieser Publikation wird ein zweites englisches Methodenpapier erscheinen, das die Integration der Umweltaspekte und der Lebensmittel-Gesundheits-Relationen beschreibt.


Hintergrund zu den lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (FBDG):

Die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen „Gut essen und trinken“ und der aktualisierte „DGE-Ernährungskreis“ wurden im März 2024 veröffentlicht. Sie gelten für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung in Deutschland im Alter von 18–65 Jahren, die sich isokalorisch und mit „Mischkost“ ernährt. Die Empfehlungen richten sich nicht an Personen, die aufgrund von Krankheit eine spezielle Ernährungsweise befolgen müssen. Hier empfiehlt die DGE, sich bei zertifizierten Ernährungsfachkräften ernährungstherapeutisch beraten zu lassen.