DiRECT-Studie: Lebensstilintervention kann Diabetes mellitus Typ 2 rückgängig machen
Stand: Dezember 2017
Damit belegt die Studie die Aussagen der Nationalen Versorgungsleitlinie zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2, nämlich dass eine erfolgreiche Behandlung der Manifestationsfaktoren und des damit assoziierten metabolischen Syndroms, besonders durch Umstellung der Ernährung, vermehrte körperliche Aktivität und Reduktion des Körpergewichts, auch die Grundlage der Diabetestherapie darstellen. Oft gelingt es in den Anfangsstadien, die Erkrankung in die Latenz zurückzudrängen (DOI:10.6101/AZQ/000213).
An der Studie nahmen n = 298 übergewichtige und adipöse (BMI 27–45 kg/m2), nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker im Alter von 20 bis 65 Jahren teil. Ihre Diabetes-Diagnose lag höchstens sechs Jahre zurück. Die Studienteilnehmer wurden entweder herkömmlich leitliniengerecht von ihrer Hausarztpraxis betreut (Kontrollgruppe) oder durchliefen das sogenannte „Counterweight-Plus“ Gewichtsmanagementprogramm (Interventionsgruppe). Letzteres bestand aus einer 3- bis 5-monatigen Formuladiätphase mit einer täglichen Energiezufuhr von 825–853 kcal/Tag (Kohlenhydrate 59 % der Energie (E%); Fett 13 E%; Protein 26 E%). Während dieser Phase setzten die Studienteilnehmer auch ihre oralen Antidiabetika und Blutdrucksenker ab und wurden angehalten, auf Sport zu verzichten. Im Anschluss erfolgte über einen Zeitraum von 2–8 Wochen die Wiedereinführung üblicher Lebensmittel („Normalkost“: Kohlenhydrate 50 E%; Fett 35 E%; Protein 15 E%). Danach begann eine Gewichtserhaltungsphase, in der die Studienteilnehmer die „Normalkost“ selbständig fortsetzten. Dabei erhielten sie unterstützend eine monatliche Ernährungsberatung, wurden psychotherapeutisch begleitet und waren zusätzlich angehalten ihre körperliche Aktivität zu steigern.
Primäre Zielgrößen waren die Senkung des Körpergewichts (Ziel: Körpergewichtsverlust ? 15 kg) und die Remission des Diabetes mellitus Typ 2. Als Remission („Diabetes-Heilung“) wurde ein HbA1c-Wert < 6,5 % nach 12-monatiger Intervention definiert.
Im Durchschnitt betrug die Gewichtsreduktion der Interventionsgruppe 10 ± 8,0 kg, in der Kontrollgruppe lag der Körpergewichtsverlust lediglich bei 1 ± 3,7 kg. In der Interventionsgruppe kam es bei 46 % der Probanden zu einer Diabetes-Remission, bei einer Gewichtsreduktion von über 15 kg konnte sogar eine Remissionswahrscheinlichkeit von 86 % beobachtet werden. In der Kontrollgruppe dagegen lag der Wert nur bei 4 %. Darüber hinaus ging mit der Intervention eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, eine signifikante Senkung der Serum-Triglyceride und eine Verbesserung des Blutdruckprofils einher, sodass nach 12 Monaten 48 % der Probanden der Interventionsgruppe weiterhin auf Blutdrucksenker verzichten konnten.
Damit zeigt diese Studie eindrucksvoll, dass eine Senkung des Körpergewichts zur Remission eines Diabetes mellitus Typ 2 über Ernährungstherapie und Lebensstilverbesserungen und nicht nur über die mittlerweile häufig eingesetzten bariatrischen Eingriffe möglich ist. Ebenso zeigt sich, dass nach einer Gewichtsreduktion und Lebensstiländerung die medikamentöse Behandlung von Adipositas-assoziierten Krankheiten bzw. Stoffwechselstörungen wie z. B. Hypertonie oder Insulinresistenz kontrolliert und angepasst werden sollte.