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Ausgewählte Fragen und Antworten zu veganer Ernährung

Vegane Ernährung

Was hat sich mit der Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung geändert?

In der Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung wurden erstmalig alle vier Zieldimensionen einer nachhaltigeren Ernährung (Gesundheit, Umwelt, Soziales und Tierwohl) berücksichtigt, mit Fokus auf den Dimensionen Gesundheit und Umwelt. In der Zieldimension Gesundheit wurde in den vorherigen Positionspapieren hauptsächlich die Nährstoffversorgung betrachtet. Nun wurden auch weitere gesundheitsbezogene Parameter (z. B. Bluttfettwerte) sowie das Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) stärker in die Bewertung einbezogen.

Auf Basis des gegenwärtigen Kenntnisstandes kommt die DGE in ihrer Neubewertung zu neuen Einschätzungen:

  • Für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung kann neben anderen Ernährungsweisen auch eine vegane Ernährung, unter der Voraussetzung der Einnahme eines Vitamin-B12-Präparats, einer ausgewogenen, gut geplanten Lebensmittelauswahl sowie einer bedarfsdeckenden Zufuhr der potenziell kritischen Nährstoffe (ggf. auch durch weitere Nährstoffpräparate), eine gesundheitsfördernde Ernährung darstellen.
  • Während eine vegane Ernährung für die vulnerablen Bevölkerungsgruppen (Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglings-, Kindes-, Jugend- und Senior*innenalter) aufgrund der eingeschränkten Datenlage in den bisherigen DGE-Positionspapieren nicht empfohlen wurde, wird im Rahmen der Neubewertung auf Basis der verbesserten aber dennoch eingeschränkten Datenlage weder eine Empfehlung für noch gegen eine gut geplante vegane Ernährung ausgesprochen. Auch wenn die bisherige Formulierung „nicht empfohlen“ nicht als pauschale Ablehnung einer gut geplanten veganen Ernährung zu verstehen ist, wird die in der Neubewertung gewählte Formulierung der aktuellen Datenlage besser gerecht.
  • Die Einschätzungen für Jod und Vitamin A wurden angepasst (s. unten).

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Warum wurde eine Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung durchgeführt?

Mit der Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung wurden gemäß des DGE-Positionspapiers zur nachhaltigeren Ernährung aus dem Jahr 2021 neben der Dimension Gesundheit nun auch die weiteren Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung Umwelt, Soziales und Tierwohl berücksichtigt, wobei der Fokus auf Gesundheit und Umwelt lag.

Zudem wurden die letzten umfangreichen Literaturrecherchen in den Jahren 2016 (DGE-Positionspapier zu veganer Ernährung) und 2020 (Ergänzung der Position für die Bevölkerungsgruppen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung) durchgeführt. Die Neubewertung hatte das Ziel diese zu aktualisieren.

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Warum sind Senior*innen eine vulnerable Gruppe und welche Relevanz hat vegane Ernährung in dieser Bevölkerungsgruppe?

 

Bei der Gruppe der Senior*innen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe, mit einer großen Altersspanne mit gesunden aber auch mit gebrechlichen Personen. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit von Krankheiten, Beeinträchtigungen und damit verbundene Medikamenteneinnahme zu. Dadurch steigt das Risiko für Fehlernährung, insbesondere für Gewichtsverlust und Mangelernährung.

Ältere Menschen benötigen in der Regel weniger Energie, da altersbedingt die fettfreie Körpermasse sowie oftmals die körperliche Aktivität sinken, benötigen aber genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie jüngere Menschen. Der Referenzwert für Protein ist für Personen ab 65 Jahren sogar höher. Daher muss die Nährstoffdichte erhöht werden. Senior*innen wurden daher als vulnerable Bevölkerungsgruppe in der Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung berücksichtigt.

Die Relevanz von veganer Ernährung in dieser Altersgruppe ist bisher unklar, es ist aber anzunehmen, dass diese in Zukunft steigen wird.

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Wie können Veganer*innen eine ausreichende Jodzufuhr gewährleisten?

Jod nimmt bei veganer Ernährung neben Vitamin B12 eine besondere Stellung als potenziell kritischer Nährstoff ein. Jod gilt in der deutschen Allgemeinbevölkerung, unabhängig von der Ernährungsweise, als kritisch. Bei veganer Ernährung scheint die Versorgung noch unzureichender auszufallen. Bei veganer Ernährung fallen Meerestiere wie Seefisch sowie Milch und Milchprodukte als wichtige Jodquellen weg. Daher ist es bei einer veganen Ernährung noch schwieriger, eine ausreichende Jodzufuhr zu erreichen. Pflanzliche Milchalternativen werden nur selten mit Jod angereichert und enthalten unangereichert nur sehr wenig Jod. Die Wahl eines mit Jod angereicherten Pflanzendrinks kann zu einer ausreichenden Jodzufuhr beitragen. Im Haushalt sollten jodiertes und fluoridiertes Speisesalz sowie damit hergestellte Lebensmittel verwendet werden. Alternativ kann mit Meeresalgen versetz­tes Meersalz mit definiertem Jodgehalt verwendet werden. Algen mit moderatem und deklariertem Jodgehalt können zur Bedarfsdeckung beitragen. Getrocknete Algenprodukte mit einem Jodgehalt von > 20 mg/kg stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als gesund­heitsschädlich ein und rät vom Verzehr ab. Damit es nicht zu einer Störung der Schilddrü­senfunktion kommt, empfiehlt es sich zudem, nur Algen bzw. Algenprodukte mit gekenn­zeichnetem Jodgehalt und der Angabe der maximalen Verzehrmenge zu kaufen.

Pflanzliche Lebensmittel wie Kohlgewächse, Sojabohnen und Süßkartoffeln enthalten soge­nannte goitrogene (kropffördernde) Substanzen. Diese können die Bioverfügbarkeit von Jod mindern, was bei sehr niedriger Jodzufuhr bedeutsam sein kann.

Wenn nicht ausreichend jodhaltige Lebensmittel verzehrt werden, sollten Erwachsene in ärztlicher Absprache ein Jodpräparat in der Höhe von 100 µg pro Tag zuführen. Mit dieser Maßnahme kann die ausreichende Versorgung gesunder Erwachsender unterstützt werden. Diese Menge ist mit dem Höchstmengenvorschlag für Nahrungsergänzungsmittel pro Tagesverzehrempfehlung eines Produkts des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) konform. Bei Kindern und Jugendlichen sollte eine Supplementation in individueller Absprache mit dem*der Pädiater*in erfolgen.

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Ist Vitamin A ein potenziell kritischer Nährstoff bei veganer Ernährung?

Der Begriff Vitamin A beschreibt eine Gruppe von Verbindungen, die Vitamin-A-Wirkung besitzen. Die zentrale Wirkform Retinol ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Bei einer veganen Ernährung wird daher kein Vitamin A, sondern dessen Vorstufen (Provitamin-A-Carotinoide) zugeführt, v. a. β⁠-Carotin. Diese können in Retinol umgewandelt werden, dabei wird jedoch ein Vielfaches (ca. 12-14 fache Menge) benötigt, um die gleiche Menge Retinol zu erhalten. Die wichtigste Vorstufe ist β⁠-Carotin kommt u. a. in tiefgelben, orangefarbenen Gemüsesorten, grünem Blattgemüse, Brokkoli, sowie einigen Obstsorten vor. Eine ausreichende Vitamin-A-Versorgung bei veganer Ernährungsweise ist prinzipiell durch die alleinige Zufuhr von Provitamin-A-Carotinoiden möglich, wenn keine Störungen der Fettverdauung und der für die Umwandlung zuständigen Enzyme vorliegen. Zudem ist eine bewusste Lebensmittelauswahl mit reichlich β⁠-Carotin notwendig, insbesondere bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Die individuellen Unterschiede im Provitamin-A-Stoffwechsel sind bisher wenig erforscht. Da es für Vitamin A keine aussagekräftigen Blutwerte gibt, ist die Beurteilung der Vitamin-A-Versorgung nicht möglich. Daher wird Vitamin A in der Neubewertung der DGE-Position zu veganer Ernährung als gegebenenfalls potenziell kritischer Nährstoff bei veganer Ernährung benannt.

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Wie ist eine vegane Ernährung aus Umweltsicht zu bewerten?

Im Vergleich zu der derzeit in Deutschland üblichen Mischkost, die einen hohen Anteil an tierischen Lebensmitteln beinhaltet, ist eine vegane Ernährung, insbesondere durch das große Potenzial zur Senkung von Treibhausgasemissionen, als umweltfreundlicher anzusehen. Unterschiede in der Bewertung ergeben sich abhängig von der Verbreitung veganer Ernährung in der Bevölkerung sowie den Anpassungen und Entwicklungen der Landwirtschaft. Bei einer Umstellung weiter Teile der Bevölkerung auf eine vegane Ernährung könnten sich Herausforderungen hinsichtlich der Umstellung bestimmter landwirtschaftlicher Produktionssysteme vor allem auf Grünlandflächen ergeben:

Weidelandflächen, die sich nicht gut für den Anbau von Lebensmitteln für die menschliche Ernährung eignen, die aber von Wiederkäuern z. B. Kühen genutzt werden können, würden bei einer stark verbreiteten veganen Ernährung wegfallen. Auch Nahrungsmittelabfälle und Nebenprodukte, die für die Fütterung genutzt werden aber nicht von Menschen gegessen werden können, müssen als zusätzliche Proteinquellen betrachtet werden, die im Falle einer veganen Ernährung komplett wegfallen würden.

Ernährungsweisen mit geringen Anteilen an Lebensmitteln tierischer Herkunft z. B. entsprechend der DGE-Empfehlungen sind allerdings ebenfalls deutlich umweltverträglicher als die derzeitig übliche Ernährung in Deutschland.

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